Spärlich besuchte Pressekonferenzen und mangelnder persönlicher Beziehungsaufbau zu JournalistInnen sind Phänomene, die derzeit wohl jede/r PR-BeraterIn kennt.
Die Anzahl der fest angestellten JournalistInnen schrumpft und die, die überbleiben sind einer Flut an Pressemitteilungen und –einladungen ausgesetzt. Aus zeitlichem Mangel werden sogar die Pressetexte der PR-BeraterInnen immer öfter zum Großteil oder gänzlich übernommen, was wiederum ein Umdenken in unserem Aufgabenbereich zur Folge haben sollte – die gesamte Zusammenarbeit zwischen PR und Journalismus verändert sich. Doch was sind die Gründe dafür? Und was bedeutet das für unseren Verantwortungsbereich?
Durch die Flut an internationalen Informationen fühlen sich viele Menschen oft überfordert, es besteht das Bedürfnis nach einer „heilen Welt“, weswegen regionale Medien und vor allem Blogs an Bedeutung gewinnen – wo gibt es die nächsten Veranstaltungen, welches neue Restaurant ist empfehlenswert etc. Überregionale Medien/Qualitätsmedien verlieren folglich an Bedeutung. Des Weiteren gibt es einen Trend zur Konvergenz der on- und offline-Redaktionen zu Großressorts und zentralem Newsroom, sowie beispielsweise beim Standard. Der stärkste Trend ist jedoch nach wie vor der Umstand, dass Online-Medien am häufigsten konsumiert werden und in diesem Zusammenhang vor allem Schnelligkeit vor Tiefe und geringe Eigenrecherche ihren Platz in der journalistischen Arbeit finden.
Die Folgen daraus sind, dass Medien- und Verlagshäuser wirtschaftlich abrüsten während Öffentlichkeitsarbeit an Budget und „Manpower“ gewinnt. Eine logische Konsequenz ist, dass sich unser Umgang mit JournalistInnen und deren Arbeitsweisen stark verändern: Wir müssen immer kreativer werden und journalistisch schreiben, um JournalistInnen zu erreichen, um mit der Arbeit, die wir in die Pressemitteilung gesteckt haben, nicht direkt in deren Papierkörben zu landen. Außerdem ist es mehr denn je unsere Aufgabe ethisch korrekte Pressetexte zu verfassen. Wir übernehmen durch die beschriebenen Entwicklungen indirekt einen Teil der journalistischen Arbeit und sollten dabei auch mit deren Sorgfaltspflicht vorgehen, da wir mit Teilen unserer Botschaften immer öfter direkt an die Öffentlichkeit gelangen.