Ein Plädoyer für die Routine und Kontinuität, um Vertrauen zu verankern…
„Man sollte keinen Stil entwickeln, eigentlich soll jedes Bild neu sein. Du bekommst irgendwann Routine und weißt wie es wird. Sobald ich die gespürt habe, ist mir langweilig geworden“, sagt der Künstler Oswald Oberhuber. Im 21-er Haus findet derzeit eine umfangreiche Präsentation aus Anlass seines 85. Geburtstages statt.

Dieser Satz löst gerade für mich als PR-Beraterin ein gewisses Unbehagen aus. Unbehagen, weil hier postuliert wird, dass das Neue stets hochwertiger als das Alte sei. Das Neue erhebe den Anspruch eine stärker inspirative und künstlerische Energie zu haben als das bereits Bekannte. Dieser ständige Sinneskitzel durch neue Formen, Farben und Inhalte ist für die Kunst legitim für die Öffentlichkeitsarbeit empfinde ich es als völlig kontraproduktiv. Kontinuität mag Langweile erzeugen, sie erzeugt aber auch Wiedererkennung und Vertrauen.
Wir haben in der Öffentlichkeitsarbeit die schwierige Aufgabe Vertrauen aufzubauen und dieses Vertrauen nachhaltig zu festigen. Wenn uns Vertrauen egal ist und wir es für die permanente Aufmerksamkeit opfern, dürfen wir uns nicht wundern, wenn Öffentlichkeitsarbeit oder PR als „heiße Luft“ abgewertet wird.
Wie kann ich Vertrauen aufbauen, wenn ich mich täglich verändere? Wer bin ich dann? Wofür stehe ich? Die Digitalisierung, die sozialen Netzwerke verführen uns alle dazu einen ständigen „neuen“ Kick zu entwickeln und wir müssen uns vor Augen führen, dass diese Verführung uns das Gut des Vertrauens und der Glaubwürdigkeit sehr schnell kosten kann.

http://www.21erhaus.at/

Foto: Susanne Eiselt, aufgenommen im 21-er Haus „Das sich permanent verändernde Bild“, 1956