Vor kurzer Zeit verkündigte Bundeskanzler Christian Kern nach dem Ministerrat beim traditionellen Pressefoyer den Journalisten nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Er begründete diesen Schritt mit der Weigerung an einem Art „Hunderennen nach Überschriften“ teilnehmen zu müssen. Er gab damit zu verstehen, dass die Berichte und Beiträge, die nach den Statements erscheinen, nicht seinen Gefallen finden. Diese Einschätzung ist zwar nachvollziehbar, aber gefährlich. Denn wir erleben ohnehin gerade einen umfassenden „Knacks“ was unser Demokratieverständnis betrifft. Ich bin keine Historikerin, doch es gibt die These, dass in Österreich das Demokratieverständnis deshalb so „unterentwickelt“ sei, weil die Mehrheit der Österreicher weder im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg dafür kämpfen mussten, sondern die Demokratie quasi danach „verliehen“ bekamen.

Warum ist diese Weigerung des Kanzlers also so ein tiefer demokratiepolitischer Einschnitt? Wir leben in einer sich täglich beschleunigenden Medienwelt. In jeder Sekunde werden Informationen, Meinungen, Neuigkeiten und Fotos auf den sozialen Plattformen gepostet, sie bilden Meinungen, sie verführen zur Meinungsbildung zum „UHU-Gate“. Dennoch ist es wichtig als staatstragende Führungskraft sich den medialen Gegebenheiten nicht zu entziehen. Das Pressefoyer nach dem Ministerrat hat nicht nur Tradition, sondern ist auch ein Training für die jeweiligen Regierungschefs ihre Kommunikation „durch das Nadelöhr“ der Medien zu bringen. Mag sein, dass genau das nicht immer so leicht und flockig von der Hand geht, dennoch ist es wichtig sich als Führungskraft so gut aufzustellen, dass es eben gelingt in Kürze, in einer Knappheit das Wesentliche zu vermitteln und sich nicht nur hinter sozialen Medien oder solchen „Settings“ zu verschanzen, die der Kanzler selbst steuert. Journalisten, die „vierte Macht“ im Staat, wie sie oft tituliert werden, haben nun einmal die Aufgabe alles kritisch zu hinterfragen und dem müssen sich Politiker schlicht und einfach professionell stellen.