Zwei Mal im Jahr fliege ich nach New York. Jedes Mal stelle ich erneut fest, welche besondere Bedeutung die Kommunikation hier im öffentlichen Raum hat: Sie fällt durch ihre Einfachheit und Treffsicherheit auf. In der U-Bahn ist überall dieser Satz zu lesen, der auch immer wieder von einer sonoren Stimme durchgegeben wird: „If you see something, say something“.
Gemeint ist, dass jeder und jede aufgefordert ist, verdächtige Gegenstände „ernst zu nehmen“ und diese danach der Stationsüberwachung oder Polizei melden soll. Siehst du etwas, dann sag etwas! Dieses Etwas ist eben nicht das gewisse Etwas, sondern ein gefährliches Etwas. Mit so einer wirkungsvollen Kommunikation werden die Menschen auch erzogen sich als Teil einer verantwortungsvollen Öffentlichkeit zu verstehen. Am deutlichsten ist diese Art der Kommunikation in Not- und Krisensituationen spürbar. PR, also Public Relations, sind in der „Public World“ ein Grundstein: Im Public-Traffic, also im öffentlichen Verkehr, genauso wie bei der Ankunft auf dem Flughafen oder bei Bekanntmachung von Evakuierung und Notunterkünften während des Hurrikan Sandy. Gerade dieser Sturm führte dazu, dass bereits Tage zuvor in allen TV-Sendern und sozialen Netzwerken Handlungsanleitungen und Vorsichtsmaßnahmen durchgeben worden sind. Besonders stark waren jedoch die Auftritte des Bürgermeisters Bloomberg. In einfachen und allgemein verständlichen Worten gab er im 2-Stunden-Takt öffentliche Statements ab. Er forderte alle auf, die in gefährdeten Gebieten wohnen, sich in die Notunterkünfte zu begeben. Als der Sturm in der Stadt verheerende Schäden anrichtete und der Strom ausfiel, appellierte er an die Bevölkerung die öffentlichen Parks zu meiden, das kontaminierte Wasser nicht zu berühren, die geplanten Halloween-Feste abzusagen und die Kinder in der Dunkelheit an der Hand zu nehmen, damit sie nicht in ein Auto laufen. Die Kommunikation im öffentlichen Raum führt auch dazu, dass sich die Menschen in ihrer Nähe oder Distanz zueinander immer wieder abstimmen. „Are you in line?“, eine immer wiederkehrende Frage, wenn Menschen sich an der Supermarktkassa oder für Kinokarten anstellen. Diese Disziplin ist sicherlich einerseits ein Erbe der angelsächsischen Einwanderer, aber auch eine Erkenntnis, dass eine 10 Millionen-Stadt ohne entsprechende Kommunikation im öffentlichen Raum „aus dem Ruder“ laufen würde.