Eine scheinbar nebulose Frage hat Anfang der Woche neue, jedoch nicht ungefährliche, Weichen gestellt. Sie lässt erahnen in welche Richtung die Öffentlichkeitsarbeit der US-Regierung in den kommenden vier Jahren gehen wird. „Ich mach‘ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt …“, sang Pippi Langstrumpf gestern noch in den Köpfen der Kinder herum, heute ist es Donald Trump, der sich die Realität ganz nach seinem Selbst- und Weltbild zusammenzimmert, um sein dünnhäutiges Ego zu stärken. Das ist gefährlich. Auch für den Ruf der PR. Durch eine seiner wichtigsten Beraterinnen Kellyanne Conway lässt er ausrichten, „alternative Fakten“ diktiert zu haben als er die Anzahl der jubelnden Menschen, die Trumps Inauguration beigewohnt haben, einfach um ein paar Hunderttausende vervielfachte. Und dass, obwohl Pressesprecher Sean Spicer noch am Montag vor anwesenden Journalisten verkündet habe, diese nie anzulügen. Man müsse ehrlich sein zum amerikanischen Volk. Trotzdem: Spicer stellte die Berichterstattung über die Zuschauerzahlen beabsichtigt als irreführend dar und verkündete eigene, teils nachweislich falsche „Fakten“.

Gute Medien, böse Medien
Klar, es ist nicht der Job eines Pressesprechers der beste Freund von Journalisten zu sein. Die Kriegserklärung an die Medien sowie die offenen Drohungen, Einschüchterungsversuche Spicers an kritische Journalisten gerichtet, weisen aber den Weg in das andere Extrem. Es ist als eindeutige Kampfansage, die deutlich macht wie Pressekonferenzen zukünftig aussehen werden, zu verstehen. Das alles zeigt auch, was Kommunikatoren nicht sollen, nämlich leugnen, ablenken und drohen. Der Versuch Fakten und Zahlen schönzureden, hebt gleichzeitig die tragende Rolle von Kommunikationsarbeit hervor, denn sie hat die Kraft zu gestalten – im Positiven wie im Negativen. Wahrheit ist nicht immer das, was sie vorgibt. Sprache gestaltet, formt, erzwingt aber auch Wirklichkeit. Manchmal ist Wahrheit schlicht das Gegenteil vom Vorgegebenen. Umso mehr ist Transparenz gefragt: Wir wollen Fakten etablieren, keine „alternativen“ und auch keine geschönten. Aber: Trump geht es nicht um Wahrheiten. Er will gegen alle, die ihn tadeln, einen Feldzug antreten. Seine Öffentlichkeitsarbeit sowie seine Twitter-Tiraden sind ebenso ein Zeugnis davon. Die Lüge als Mittel, um Kritiker zu denunzieren und Demokratie nach seinen Vorstellungen zu lenken.

Die Sternstunde des Journalismus
Auch Medien sind nicht unfehlbar, aber dafür gibt es Korrektive wie z.B. das Publikum oder den Presserat. Medien, die aber Distanz wahren und Trump auf die Finger schauen, werden als „Lügenpresse“ ins Out geschossen. Journalisten, die in Trumps Visier geraten sind, sollten daher weiterhin zu den Pressekonferenzen des Weißen Hauses gehen, die dort verbreiteten Lügen entlarven und kritische Berichterstattung sichern. Laut der Factcheck-Website Politifact sind nämlich nur 16 Prozent von Trumps Aussagen wahr oder fast wahr. Ein paar Marionetten sind schon in die Falle getappt. So hat die  rechte Website Breitbart seine #alternativefacts unzerkaut übernommen. Gut also, dass die Wirklichkeitsverdrehungen Trumps und seiner Kommunikatoren noch zurechtgerückt werden und andernorts in der Kommunikationsarbeit noch zwischen Fakt und Fiktion unterschieden wird.

Übrigens: Diese Initiativen prüfen Trumps Aussagen auf Herz und Nieren. US-Medien stellen Mitarbeiter ein, die hauptberuflich Fakten checken. Die Washington Post hat eine Erweiterung für Web-Browser eingerichtet, die sofort den Wahrheitsgehalt seiner Tweets abklopft.