Karin Wöhrer ist als diplomierte Kommunikationsberaterin mit 30 Jahren Erfahrung in Werbung und Marketing Inhaberin der Agentur Wöhrer. Durch praxisnahe Beratung bietet sie einen kreativen Zugang zum Thema Marketing.

Sie beschäftigen sich unter anderem mit dem Marketingschwerpunkt in der Kommunikation. Sehen Sie bei der Public Relations-Arbeit und dem Marketing eine klare Abgrenzung bzw. wo verschwimmen die Grenzen?

Die große Abgrenzung bei den Bereichen PR und Marketing sehe ich in erster Linie bei der primären Zielsetzung. Während es in der PR um den Aufbau nachhaltiger Beziehungen zu Dialoggruppen (Medien, Anrainer, Kooperationspartner, dgl.) geht, steht im Marketing sehr klar die Vermarktung eines Unternehmens, einer Idee oder eines Produktes im Vordergrund. Messbarkeit und Wirtschaftlichkeit sind im Marketing wichtige Parameter. Wo beide Bereiche jedoch zusammenrücken, ja sogar Hand in Hand gehen sollten, ist bei der ganzheitlichen Unternehmenskommunikation. Den Konsumenten bzw. Kunden ist es komplett egal, aus welcher „Ecke“ (PR oder Marketing) eine Botschaft kommt. Entscheidend ist, wie glaubwürdig sich die Botschaften ins Wahrnehmungsbild fügen. Erfolgreiche Unternehmen haben eine stimmige Corporate Identity, die sich aus Corporate Design (Logo, Schriften, Farben), Corporate Behavior (Verhaltensrichtlinien, Werte) und eben Corporate Communications (Kommunikation nach innen und außen) zu einer abgerundeten Marke zusammenfügt.

Inwiefern haben Social Media das Erstellen eines „klassischen Kommunikationsmixes“ verändert? Wo sehen Sie hier Chancen und Risiken?

Social Media haben die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation enorm erweitert. Der Kunde „redet auf einmal zurück“, Dialoge in Echtzeit entstehen, der virale Effekt sorgt für eine hohe Verbreitungsgeschwindigkeit. Darin sehe ich die Chancen für Unternehmen, näher, direkter, unmittelbarer mit ihren Kunden in Kommunikation zu treten. Doch Vielfalt und Auswahl werden nicht immer als bereichernd empfunden, viel mehr als verwirrend. Gilt es doch, aus der Vielfalt die passenden Medien selbst zu wählen und – das ist die große Herausforderung – passend und professionell zu bespielen. Vor allem Einzel- und Kleinunternehmen sind da was Expertise und Zeitaufwand angeht, besonders gefordert.

Sie beschäftigen sich ja unter anderem mit Start-up Beratung. Wo sehen Sie hierbei die konkreten Herausforderung für die erste Kommunikation junger Unternehmen?

Bei StartUps sind von den GründerInnen ganz viele unterschiedliche „Felder“ gleichzeitig zu bestellen: Namensfindung, Logo-Entwicklung, Positionierung, Webauftritt, markttaugliches Sortiment… und und und. Das verleitet manchmal dazu, mit etwas „Halbfertigem“ nach draußen zu gehen, nur um endlich am Markt präsent zu sein. Die größten Stolpersteine sind eine schwammige Positionierung (Wofür steht mein Unternehmen (Werte)? Wo steht mein Unternehmen (am Markt)?) und ein schwaches Sortiment, das sich als nicht markttauglich und /oder für die Zielgruppe als nicht passend erweist. Die Positionierung ist das Herzstück eines Unternehmens! Wie ein Fundament beim Hausbau stellt sie die Grundlage für den nachhaltigen Unternehmenserfolg. Ist die Positionierung ausgereift, stimmig und echt, dann kann auf diesem Fundament sogar ein Wolkenkratzer gebaut werden. Daher empfehle ich vor dem Marktauftritt nochmals einen sehr genauen, sehr kritischen Blick auf die Positionierung zu werfen, um gegebenenfalls noch nach zu stabilisieren.

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Bild © Lukas Dostal