Karin Cvrtila war 27 Jahre lang als Meinungsforscherin tätig und gründete danach die Unter­nehmens­beratung TILA DIGITAL. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Digitalisierung. Wir haben über die Rolle der Kommunikation in der digitalen Welt gesprochen. https://tiladigital.com

  • Welche Rolle spielt die Kommunikation in Deiner Arbeit?

In meiner Arbeit hat die Kommunikation die Rolle als Querschnittsfunktion. Ich unterstütze vorwiegend kleinere und mittlere Unternehmen, Ein Personen-Unternehmen und Freiberufler darin, digital fit zu werden.

Das erfolgt in einem 3-stufigen Prozess, wobei die Kommunikation dabei eine zentrale Rolle spielt: Zunächst muss man selbst digital fit werden, sich also digital organisieren. Im zweiten Schritt werden die bestehenden Abläufe und Prozesse im Unternehmen auf eine digitale Basis gestellt und optimiert. Im dritten Schritt entwickelt man neue Geschäftsmodelle und neue Märkte und dadurch auch neue Zielgruppen. Ich fasse den Begriff Kommunikation, frei nach Paul Watzlawick, sehr weit: „Man kann nicht nicht kommunizieren“.

  • Wie meinst Du das konkret?

So gesehen gehören für mich zur digitalen Kommunikation nicht nur E-Mail oder Social Media, sondern der gesamte Web-Auftritt eines Unternehmens einschließlich der Kommunikation mit Kunden, also alle Wege oder Kanäle, über die wir als Unternehmer mit der Außenwelt in Kontakt treten.
Hinzu kommt die interne Kommunikation, die infolge der Optimierung der Unternehmensabläufe ebenfalls immer häufiger digitalisiert ist. So ist zum Beispiel ein Projektmanagement-Tool zugleich auch ein neues effizientes Kommunikationstool. Die Digitalisierung interner Meetings, die dadurch auch produktiver werden, ist ein weiteres Beispiel.

  • Welche Schwerpunkte hast Du beim Thema Meinungsforschung und welche beim Thema Digitalisierung gelegt?

In der politischen Meinungsforschung war ich in erster Linie das Sprachrohr für die Menschen draußen. Ich habe stets die Meinung der Befragten wiedergegeben, auch wenn diese  sich oft nicht mit meiner persönlichen Meinung deckte. Das war auch meine Hauptaufgabe und Rolle: möglichst objektiv Meinungen und Einstellungen Anderer darzustellen.

Beim Thema Digitalisierung ist dies anders. Ich spreche und schreibe über dieses Thema mitunter auch aus einer persönlichen Sicht. Natürlich bemühe ich mich auch hier um Objektivität.  Dennoch sind wir heute alle gefordert zu verstehen, warum Digitalisierung notwendig ist und jeden und jede von uns „angeht“.

  • Mit welchen „Bildern und Vorstellungen“ bist Du da konfrontiert?

Viele verbinden Digitalisierung mit Roboterarbeit und fühlen sich nicht betroffen. Tatsache ist jedoch, dass die Digitalisierung alle Branchen und somit auch Unternehmensgrößen verändert. Diese Veränderung und die daraus abzuleitenden Maßnahmen für jedes einzelne Unternehmen, aber auch für die Gesellschaft sind zu kommunizieren.

  • Die digitale Kommunikation ist heute „Standard“, das Kommunizieren über WhatsApp, E-Mail etc. selbstverständlich. Welche Vor- und welche Nachteile siehst Du darin?

Der große Vorteil liegt natürlich darin, dass Kommunikation auf diesem Weg auf den ersten Blick schneller geht. Auf den zweiten Blick muss man sich aber die Frage stellen, ob beispielsweise manchmal ein kurzes Telefonat nicht schneller wäre als endloser E-Mail-Wechsel. Insbesondere bei der E-Mail-Kommunikation sehe ich viel Verbesserungspotential. Das beginnt mit ganz einfachen Dingen, die man sich selbst immer wieder bewusst machen muss. Die Betreffzeile einer E-Mail kann man nutzen, damit der Empfänger auf den ersten Blick sieht, worum es in der E-Mail geht. Die Unart, möglichst vielen Leuten die E-Mail in CC zu schicken, die gar nichts mit dem Thema zu tun haben, führt zu einer E-Mail-Flut, die manchmal zur Überforderung, aber auch ins Chaos führt. Es geht also auch um die Organisation und den Umgang mit E-Mails und deren Inhalt. Das ist auch der Grund, warum es in einem der ersten Online-Kurse um den richtigen Umgang mit E-Mails gehen wird.

  • Welche Rolle hat aus Deiner Sicht die PR in der digitalen Kommunikation? Wie sollte sich die PR heute aufstellen, damit sie einerseits ihre kommunikative Aufgabe, aber andererseits auch die ethischen Grundlagen bestmöglich erfüllt?

Die PR nimmt für mich in der digitalen Kommunikation, ebenso wie in der offline-Welt, eine sehr wichtige Rolle ein. Wenn wir von digitaler Kommunikation sprechen, dann geht es vorwiegend um neue Kommunikations-Kanäle, insbesondere auch um Social Media.

In diesem Sinne sollte die PR in der digitalen Welt einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, gerade aufgrund der ethischen Grundlagen der PR und der auf der anderen Seite teils abstrusen und herabwürdigenden Diskussionen in den Social Media-Kanälen.

Hier hat die PR die Chance, auf unterschiedlichen Ebenen tätig zu werden. In Unternehmen werden die Social Media-Kanäle häufig vom Marketing-Team betreut. Auf der anderen Seite sind Privatpersonen, also jeder von uns, in den Social Media aktiv. Ich sehe auch immer wieder, dass Webseiten von Technikern geschrieben werden, und oft wird dadurch keine wirkliche „Beziehung“ zum Empfänger hergestellt, weil eine klare Positionierung fehlt. Eine Leistung, die vor allem die PR erbringen kann. Insofern kann die PR sehr viel zur digitalen Kommunikation beitragen und mithelfen, dass die Kommunikation auch auf Social Media eine wertschätzende werden kann.

Foto Christina Häusler

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